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 Januar 03, 2010 16:02

 

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Manuel auf dem Jakobsweg
(Pdf-Datei zum download)

Knapp vier Wochen Zeit hab ich mir genommen um den Jakobsweg zwischen St. Jean-Pied-de-Port (französische Pyrenäen) und Santiago de Compostela in Spanien abzulaufen. Meine Erlebnisse und ob ich das 800 km entfernte Ziel erreicht hab lest ihr hier in diesem Bericht. Viel Spaß!

Inhalt
Anreise Tag 1 Tag 2 Tag 3 Tag 4 Tag 5 Tag 6 Tag 7 Tag 8 Tag 9 Tag 10 Tag 11 Tag 12 Tag 13 Tag 14 Tag 15 Tag 16 Tag 17 Tag 18 Tag 19 Tag 20 Tag 21 Tag 22 Tag 23 Heimreise
Packliste

28.08.2006 Anreise von Friedrichshafen über London nach Biarritz (Frankreich)

Meine erste Pilgerbekanntschaft mache ich bereits in London am Ryanair-Checkin. Eine schwedische Krankenschwester namens Cordula identifiziert mich an meinen Schuhen als Pilger und fragt, ob ich auch nach Santiago will! Also beschließen wir gemeinsam die Anreise heute nach St. Jean Pied de Port zu machen, da wir evtl. heute den Bus nicht mehr bekommen werden und ein Taxi nehmen müssen. Beim Sicherheitscheck in London werden jetzt auch die Schuhe geröntgt und mein Lippenstift wird aus Sicherheitsgründen konfisziert!

In Biarritz angekommen stehen dort schon an die zehn Pilger am Start und warten auf den Bus nach Bayonne. Dort lerne ich auch noch IT-Consultant Oscar (auch aus Schweden) und den Koch Uwe aus Deutschland kennen. Der Bus bringt uns auch gleich nach Bayonne, wo wir in den 50-Personen-Zug aus den 50’er Jahren umsteigen und der uns mit einer abenteuerlichen Fahrt durch eine Schlucht nach St. Jean bringt.

Als wir dort Abends um 8 ankommen suchen wir erstmal das Pilgerbüro und informieren uns.
Übernachtungsmöglichkeiten sind eigentlich schon alle weg und Einkaufen für die morgige Pyrenäenetappe ist auch nicht mehr drin... Also lassen wir uns erstmal in aller Ruhe unseren Credencial del Peregrino (Pilgerausweis) ausstellen, den man immer in den Herbergen vorzeigen muss. Anschließend beschließen die Franzosen die alte Schule für uns zu öffnen, wo wir dann auch im Doppelzimmer ohne Tür übernachten können. Dann gehen wir noch ne typische französische Pizza essen und ab ins Bett.

Da es nur einen Lichtschalter für alle gibt, brauch ich doch glatt am ersten Tag schon meine Stirnlampe.

29.8. nach Roncesvalles (Spanien)


Die letzte französische Boulangerie; Morgens in St. Jean

Da der Bäcker erst um 7 Uhr aufmacht beschließen Uwe und ich unsere Tour an der  Bäckerei zu beginnen. Dann geht es gleich steil den Berg hinauf, aber noch auf gut begehbarem geteertem Weg. Nach kurzer Zeit holt uns Hans aus Österreich ein, der verheiratete, katholische Pfarrassistenz mit eigener Pfarrei ist heute seit 63 Tagen unterwegs und hat bereits Österreich, die Schweiz und Frankreich zu Fuß durchquert. Wir haben dann wenige Stunden später die Ehre mit ihm über die spanische Grenze nach Navarra zu marschieren. Davor spüre ich jedoch, dass an meinen Versen unter dem Tape bereits Blasen entstehen und auch bald darauf aufplatzen. Das fängt ja gut an! Wegmarkierungen braucht man hier eigentlich gar nicht beachten, da so viele Pilger unterwegs sind, dass man einfach nur folgen muss.


Frühnebel, noch in Frankreich

       
Kalter Pyrenäenwind; Französische Blauschwanzschafe


Nur noch 765 km bis nach Santiago!

       
Die Herberge in Roncesvalles ; Der Abstieg durch spanischen Nebel

Nach sieben Stunden haben wir dann auch die erste Etappe mit 1400 Höhenmetern und 25 km geschafft. Die Herberge dort ist in einer riesigen Klosteranlage untergebracht und hat einen Schlafsaal mit 110 Betten, die alle belegt sind. Bei den vier Duschen muss man eine Weile anstehen dafür gibt es aber sogar eine Waschmaschine und einen Trockner, wat ein Luxus!

Das Licht geht um 10 Uhr aus und dann ist auch Nachtruhe und mit Ohropax kann man auch ganz gut schlafen. Um 6 ist's dann vorbei mit der Nacht und los geht's!

30.8. nach Larrasoana

Es regnet, also marschieren wir mit Regenklamotten und Stirnlampe los durch den Wald. Es ist matschig und schweinekalt so um die 5 Grad. Bald geht dann aber die Sonne auf und es wird noch ein richtig schöner Tag mit viel Sonne und Temperaturen an die 30 Grad.

 

 

 

Uwe ist neben seiner Arbeit als Koch evangelischer Diakon und erklärt mir als Katholik die Unterschiede zwischen den Konfessionen.

 

 

Die Schweden machen alles doppelt so schnell wie wir. Aber da sie sich kurz verlaufen haben treffen wir sie mal wieder.

 

 

Heute sind wir mit 36 anderen Pilgern im Dachgeschoß einer Garage untergebracht. Duschen gibt's im Baucontainer, leider aber nur kalt. Katholisch geht's hier eigentlich nicht zu, da es keine Unterscheidung zwischen Männern und Frauen oder verheiratet/unverheiratet gibt. Nach dem täglichen Waschen der Kleidung geht's dann in die Bar zu einem Pfirsichsaft mit Uwe und den Schweden. Später gönn ich mir dann noch ein Bocadillo con Queso als Abendessen.

Die Füße werden langsam aber sicher zum Problem: Es entstehen ständig neue Blasen und der ganze Fuß schmerzt. Die Schmerzen im Knie nehmen auch von Tag zu Tag zu. Aber die Erfahrung des Pilgern ist so interessant dass ich weiter lauf: Hier macht man nur die essentiellen Dinge des Lebens wie Laufen, Essen, Duschen und Schlafen und Gedanken über den Rest braucht man sich erst gar nicht zu machen.

31.8. nach Cizur Menor


Blick zurück auf Pamplona; rechts die Herberge

Die Füße schmerzen. Nach zwei guten Tagen folgt heute ein richtig schmerzhafter Tag. Unter den aufgeplatzten Blasen entstehen neue und das schmerzt ziemlich heftig. Da bleibt mir nix anderes übrig als langsam zu machen.

  
Rathaus in Pamplona; Beim täglichen Waschen

  
Die Schweden; Uwe und die Schweden, die uns mal wieder überholen

Uwe nimmt sich mir an und macht mit mir langsam, so bleiben wir etwas in Pamplona und schauen uns die Stadt an. An die Bars mit Cafe con Leche kann man sich echt gewöhnen. Aber es folgen noch harte Kilometer hoch zur Malteser-Herberge. Obwohl es heute nur 20 km waren bin ich mal richtig platt und so verordnet mir der deutsche Hospitalero ein Fußbad mit Essig und Salz. Das tut gut. Allerdings schmerzen die Füße die ganze Nacht und als ich am morgen dann das Pflaster wegnehme hängt die noch verbleibende Haut am Pflaster und ich sehe Rot. Glücklicherweise liegt neben mir der Guru! Er meint wenn ich jetzt zum Arzt geh, dann schicken die mich heim. Er wäre aber kein Guru hätte er nicht ein Wunderpflaster, künstliche Haut auf Algenbasis, dabei und schenkt mir ein Stück, dass ich auf den kaputten Fuß mache. Aber er lehrt mir auch das Blasen von zu vielem Ehrgeiz kommen und ich mal darüber nachdenken soll! Naja, Zeit zum nachdenken hab ich ja, muss ja jetzt eh langsam laufen. Eigentlich wollte ich jetzt das Tempo etwas anziehen, da ich ja nur mit einem Tagesschnitt von 35 km rechtzeitig in Santiago ankomme.

1.9. nach Puente La Reina


Uwe und Balthasar

„Ein echter Katholik muss schon halb Tot sein, wenn er nicht mehr in die Kirche geht“ erklärt uns Balthasar, 79 Jahre, französischer Bauer und katholischer Extremist. Da er ebenfalls sehr langsam läuft lassen wir uns ein bisschen von Ihm bekehren. Allerdings versucht er es erst mit mir, mich zum tiefen katholischen Glauben hinzuführen, da Uwe ja evangelisch ist und das findet Balthasar gar nicht so toll. Aber später versucht er es auch noch bei ihm. Er sagt immer wieder: "Die armen Muslimen kommen alle nicht in Himmel"



In Puente angekommen spüre ich beide Füße nicht mehr und ich falle nur noch auf den Rasen. Als ich dann das Compeed Pflaster entferne sieht es schlimmer aus, wie der andere Fuß heute morgen. Am liebsten würde ich jetzt aufgeben, ich hab kein Bock mehr. Da versammelt sich dann auch schnell die gesamte Mannschaft um mich und entscheidet über mein Schicksal, Guru leitet das Meeting. Ergebnis: Ich muss erstmal ins Krankenhaus, das sie mich so nicht weiterlaufen lassen wollen. Uwe begleitet mich also zum Centro de Salud, dass natürlich am Freitag Abend schon zu hat mit der Notiz man solle die 112 anrufen. Naja laut Reiseführer können die ja dort englisch, italienisch, spanisch und deutsch. So ein Quatsch, da muss ich der Dame mit meinem nichtvorhandenem Spanisch erklären wo ich bin und was ich will. Nach einigen Minuten klappt das dann sogar auch halbwegs und dann werde ich etwas später zum Arzt gelassen. Der findet das alles recht normal und ich werde nach kurzer Desinfektion wieder entlassen. Also macht mir der Guru noch mal Algenpflaster auf die Wunde. Morgen muss ich aber trotzdem den Bus nehmen, da ich unmöglich mit meinen "tollen" 180-Euro Wanderschuhen weiterlaufen kann.


2.9. nach Estella


An der Puente; im Bus nach Estella

Also lasse ich mir Zeit und gehe noch einen Cafe con Leche mit Croissant trinken und suche die Bushaltestelle. Irgendwo in einer Bar hängt dann auch ein Fahrplan, aber der ist von letztem Jahr. Dann setze ich mich einfach mal an die vermeintliche Bushaltestelle und warte. Irgendwann versuche ich dann doch nochmal herauszubekommen, wann der Bus nun fährt und tatsächlich kommt er dann auch schon nach einer knappen Stunde. Das warten hat sich aber gelohnt, die Busse sind nicht nur billig sondern sogar richtig noble Reisebusse. Uwe treffe ich dann zufällig in der Tourismusinfo in Estella und wir checken wieder gemeinsam in die Herberge ein. In der Buddha-Herberge mit Räucherstäbchen und Bob Marley Musik gibt es sogar einen kleinen Garten mit Pfirsichbaum unter den ich mich dann auch bald lege. Die zwei deutschen Krankenschwestern Christine und Marike laden uns ein ihre gekochten Nudeln fertig zu essen und Josef aus Wien bittet mich die deutschen Bundesliga Ergebnisse aus dem Internet zu suchen. Nachts wache ich immer wieder auf, da die schmerzenden Beine mich zum ständigen Lagewechsel zwingen.

 
Ein Radrennen; Die dreistöckige Herberge in Estella

3.9 nach Los Arcos

   
Start am frühen Morgen; der Weinbrunnen in Estella

Ich habe etwas Angst, nach einem Tag Pause wieder in meine Schuhe zu steigen. Der Guru gibt mir noch den Tipp Vicks Vaporup auf die Füße zu schmieren um neue Blasen zu verhindern. Und so geht es dann auch ganz gut mit extrem langsamen Tempo weiter. Bald kommt dann auch die Fuente del Vino, der einzigste Brunnen am Camino, aus dem nicht Wasser sondern Wein kommt; Auch nicht schlecht! Heute lerne ich: „Langsamer gehn, weiter kommen“ Was zu meinem Leitspruch wird. Das ist jetzt wohl richtig pilgern...

   
Die Sonne im Rücken; Uwe als Anhalter :-)

    
Die Weinregion Rioja; Die HMC-Flasche ist natürlich auch immer dabei!

4.9. nach Viana

   

Nach dem typischen, spanischen Pseudo-Frühstück, bestehend aus 5 Keksen, die man mit Marmelade bestreichen kann und einem Fertigkaffee, geht's heute nur Träge voran und ich lasse alle an mir vorbei ziehen, heute sogar Balthasar mit seinen 79 Jahr.

Irgendwann holen mich die zwei deutschen Krankenschwestern, ebenfalls in langsamen Tempo unterwegs, ein. Wir laufen dann zusammen weiter und es ist sehr angenehm wenn man sein Leid teilen kann. Wir entscheiden uns dann für die etwas größere der Herbergen und zu dritt bekommen wir dort ein Dreifach-Hochbett. Da lieg ich diesmal also in zwei Metern Höhe direkt unter der Decke. Im gleichen Zimmer, wie könnte es anders sein, liegt natürlich wieder Uwe, der heute mit Werkschutz Wolle unterwegs war. Wolle zahlt mir noch ein Bier, da ich ihm neulich seinen Rucksack in die dritte Etage getragen habe.

Bei dem heißen Wetter nutze ich die Chance und Wasche heute mal meine komplette Wäsche. Das hätte ich mal lieber bleiben lassen, da ein Windstoß den ganzen Ständer umschmeißt und meine Wäsche in den Dreck fliegt. Na toll, vor dem Waschen war alles noch sauber!


Meine Füße auf dem Weg der Besserung

5.9. nach Navarrette

Heute laufen Uwe und ich gemeinsam mit Christine und Marike, der evangelischen Pfarrerstochter, und haben soeben eine Camino-Familie gegründet! Darüber lässt sich viel lachen! Das ist doch nicht pilgern, was wir hier machen, oder ist pilgern etwa lustig?


Ein typischer, spanischer, vergoldeter Altar; Uwe, Christine und Guru mit seiner Frau beim Cafe


Bei diesem Zaun stecken Pilger ein Holzkreuz in die Maschen. So auch Marike und ich.

In der etwas unschönen Stadt Logrono gönnen wir uns einen umso schöneren Cafe Grande con Leche. Endlich kann ich wieder besser laufen, das Vaporup hat tatsächlich verhindert, dass ich neue Blasen bekommen habe. Trotzdem mache ich mir jeden morgen Compeed auf die Versen, da die Haut noch zu dünn ist. Es gibt glaube ich nirgends so ein großes Compeed-Sortiment in den Apotheken wie hier auf dem Camino. Man könnte meinen Compeed sponsert die besonders harten Wegstücke des Caminos.

Die Herberge ist echt Klasse: nur vier Stockbetten im Zimmer mit Dusche/WC.

Da Uwe in seinem Pilgerausweis nicht so sauber geschrieben hat wird er von den Hospitaleras als "Öms" identifiziert und hat somit einen neuen Namen!


Die Herberge; Uwe mit dem Hinweisschild, dass die Herberge "Vollständing" ist

Am Abend erfahren wir noch dass dem Balthasar viel Geld von zwei „Geldwechslern“ entwendet wurde. Der alte Mann hatte sein gesamtes Geld für den Weg und die Heimfahrt Bar in der Tasche, da er wohl noch nie was von einem Geldautomaten gehört hatte. Der Guru organisiert sogleich eine anonyme Kollekte für Ihn und es kommt einiges zusammen.

6.9 nach Azofra

Da meine morgendliche Fußpflege einige Zeit in Anspruch nimmt stehe ich ab sofort um 5:30 auf, um pünktlich mit den anderen "Familienmitgliedern" fertig zu sein.

Ohne Kaffee fällt der Start schwer und heute steht eine heiße und staubige Tour vor uns. Die letzten Kilometer werden für mich zur Hölle, da die Sehnenscheidenentzündung im linken Fuß mir bei jedem Schritt eins rein haut: Ich muss LANGSAM machen!
So treffe ich dann auch als letzter in der Luxus Herberge ein: Zweibettzimmer mit privatem Schrank. Da breite ich mich doch glatt aus und stelle fest, egal wie viel oder wenig Platz man hat, irgendwann wird's immer eng!


Albergue de Peregrino; Uwe, Christine und Marike in Grand Canyon ähnlicher Landschaft; Ein Tante Emma Laden

Da Balthasar heute nicht mehr gesehen wurde, vermutet der Österreicher Josef: "Der ist ein Gangster und macht die Nummer mit dem Geldsammeln öfters". Einige Tage später erfahren wir aber, dass er mangels Geld den Bus bis 100 km vor Santiago genommen hat um die Compostela zu bekommen. Laut katholischer Kirche muss man nämlich dafür die letzten 100 km gelaufen sein, um von all seinen Sünden befreit zu werden und damit direkt über Los in den Himmel zu kommen.

7.9. nach Granon

Heute starte ich mit Doppelt-Wandersocken und das stellt sich als recht positiv heraus, so dass ich heute ganz gut vorwärts komme.

Wir übernachten heute direkt in einer Kirche. Die alte Pfarrerswohnung wurde dabei ausgebaut und dient jetzt als Pilgerherberge von deren Schlafsaal man direkt in den Chor der Kirche gelangt. Hier ist alles streng, aber dafür auch sehr persönlich. Nach der Abendmesse gibt es gemeinsames Abendessen gekocht von einem Pilger. Vor dem schlafen gehen findet dann noch eine Abend-Meditation statt, wo verschiedene Gebete auf mehreren Sprachen vorgelesen werden.

 

Pilgerschuhe beim Lüften

 


Bei der Pilgermesse; Die Herberge direkt in der Kirche


Aussicht über das Dorf;
 Blick vom Chor in die Kirche, rechts daneben liegt der Schlafsaal


Beim gemeinsamen Abendessen


8.9. nach Villafranca


Start bei Mondschein; Streunende Hunde gibt's fast überall am Weg

Das letzte mal starten wir heute als Familie bevor dann Uwe beschließt Gas zu geben. Ich lauf irgendwo dazwischen und muss mich für Uwe oder die Mädels entscheiden. Aber Schlussendlich lasse ich das meine Füße entscheiden. Und da es heute gut geht laufe ich die 27 km bis nach Villafranca und freue mich Uwe in der ehemaligen Schule anzutreffen. Das wir unsere weiblichen Familinemitlgieder verlassen haben, ohne Adressen auszutauschen bereuen wir am Abend etwas.

9.9. nach Cardenuela

Als ich am nächsten Tag in Cardenuela an der Herberge ankomme ist außer Helga und mir noch keiner da. Uwe wollte eigentlich auch hier stoppen, aber er ist wohl weitergelaufen. Er hat jetzt auch lang genug auf mich Rücksicht genommen und sein Tempo gedrosselt. Später schickt er mir viele Grüße aus Burgos, er ist heute 40 km gelaufen.

Als ich mit Helga in die Herberge einchecke werden wir nach wenigen Minuten wieder von der spanischen Putzfrau - was wir dann irgendwann nach vielen spanischen, temperamentvollen Sätzen kapieren - rausgeschmissen. Obwohl wir von der Bar hier her geschickt wurden, müssen wir jetzt wieder zur Bar, um uns dort einzutragen. Dann dürfen wir wieder in die angeblich frisch geputzte Herberge (Außer Chlor auf den Boden geschüttet hat sie sonst nicht allzu viel gemacht). Bald kommen dann auch so die übrigen Kollegen: der Guru mit Frau und zwei dänische Krankenschwestern. Eine davon hat von meinen Knieproblemen erfahren und bietet mir an diese zu Heilen. Klar ich probier alles und schon legt sie mir die Hand aufs Knie und schickt mir Energie rein, wie sie sagt. So etwas sehe ich ja immer eher kritisch, allerdings brauch ich die nächsten Tage und bis zum Ende vom Camino weder Salbe noch sonst was und das Knie beeinträchtigt mich kaum noch. Danke!
Heute Abend regnet es zum ersten Mal wieder und es ist kalt. Daher geh ich mit Helga zum Pilgermenü essen und sie schenkt mir auch immer fleißig Wein nach.



  
Ein Gipfel mit Sofas; Die Mini-Herberge unter dem Dach

10.9. nach Hornillos

Nach Fertig-Kaffee mit lauwarmem Wasser laufe ich mit Helga nach Burgos. Die 16 km sind anstrengend da es kilometerlang nur durch Industriegebiete und entlang Müllhalden geht, aber Burgos ist ein schönes Ziel mit einer sehr faszinierenden Kathedrale. Aber erst wird noch gescheit gefrühstückt mit Cafe&Croissant sowie Cola&Tortilla. Anschließend besichtigen wir die Kathedrale:


Die Kathedrale in Burgos; Der Altar; Der doppelstöckige Kreuzgang

Da Helga heute in Burgos bleiben möchte verabschiede ich mich von Ihr und höre plötzlich von gegenüber zwei Mädels rufen: Christine und Marike! Da es beiden nicht so gut ging, haben sie heute das Taxi nach Burgos genommen. Wir quatschen natürlich sofort, was so die letzten Tage passiert ist, und tauschen dann auch endlich unsere Adressen aus, bevor ich mich dann auf den Weg mache.

Ich fühle mich heute gut und plane noch ein Stückchen zu laufen. 30 km könnte ich heute gerade so schaffen und ich komme auch gut dort an, allerdings mit einer neuen Blase. Geschockt bin ich dann, als so ein Scheiß-Schild an der Tür hängt: „Completo“ Was soll ich machen? Die zweite Herberge im Ort ist wegen Parasiten geschlossen, also breche ich auf in das 8 km entfernte Hornillos. Es ist heiß und es geht durch die Wüste, zwischendrin überlege ich schon mal wo ich hier im freien Pennen könnte, aber ich schaffe es dann doch noch.

Es stehen schon verdächtig viele Pilger vor der Herberge rum und als mir dann der Hospitalero die überfüllte Herberge mit den Worten „Completo“ zeigt bin ich erst mal Baff. Anschließend führt er mich dann in eine Lagerhalle die als Ausweichquartier dient. Die „Luxusplätze“ mit Matratze sind bereits von den Radfahrern, die mich die letzten Minuten überholt haben, belegt, also muss heute die Isomatte dran glauben. Im Dorf ist nämlich der Streit um die letzten Matratzen bereits ausgetragen.


Das Ausweichquartier mit Matratzen; Mein Schlafplatz

Schlafen kann ich heute allerdings stecken. Die Füße und Beine schmerzen so stark, dass ich mich alle par Minuten drehen muss. Des Öfteren strecke ich die Beine in die Höhe, damit die Schmerzen etwas nachlassen. Jetzt weiß ich es: Pilgern ist nicht immer lustig.

11.9. nach Castrojeriz

Endlich Morgen. Frühstück gibt's hier keins und da ich jetzt auch noch erkältet bin reicht's mir jetzt wirklich. Jetzt lauf ich so langsam, dass es langsamer nicht mehr geht. Also schlepp ich mich 3 Stunden ohne Frühstück durch die Meseta, bis zu ersten Bar in der auch Pilger-Hochbetrieb herrscht.

Ich würde am liebsten gleich hier bleiben, muss aber weiter, da ich unbedingt eine Apotheke brauche. Die traditionelle Herberge in Castrojeriz ist sehr streng: Handy aufladen verboten, um 21:30 werden die Türen geschlossen und um 22 Uhr ist Nachtruhe.

12.9. nach Itero de la Vega

Die Nacht habe ich erstaunlich gut geschlafen und jetzt gehe ich das Laufen ultra-langsam an. Da ich bereits mein Ursprüngliches Ziel Santiago seit einigen Tagen aufgegeben habe und nun auch das zweite Ziel "Cruz de Ferro", ist es mir nun wirklich egal und ich hoffe noch gut bis Leon zu kommen.

Unterwegs treffe ich Helga wieder, die mich einholt. Sie hat auch gehört, dass zur Zeit die Parasiten umgehen und deswegen fleißig die Herbergen desinfiziert werden. Außerdem übermittelt sie mir die Nachricht dass eine Ärztin Medikamente für Werkschutz Wolle besorgt hat und sie diese in Fromista in der Herberge hinterlegen wird.

Rückblick auf Castrojeriz mit verbrannten Feldern; Endlich wird meine Frage beantwortet, wer all die gelben Pfeile auf den Camino mal: Der "Gelbe-Pfeile-Maler" des Caminos!


Cola-Wolle beim Sauerei machen; Gepflegter spanischer Vorgarten

Heute lauf ich dann nur 12 km und finde eine nette Herberge. Die Küche des Restaurants sieht zwar aus wie ein Schweinestall, aber die drei jungen Kätzchen fühlen sich dort vermutlich sehr wohl! Da ziehe ich es vor irgendwo anders zu Essen und besichtige mal den Ort. Es ist dann doch etwas komisch allein Unterwegs zu sein, nachdem man sich an das gemeinsame Pilgern gewöhnt hatte. Aber durchs Fenster einer Bar erkenne ich dann auch gleich Werkschutz Wolle. Das Wiedersehen ist groß und er lädt mich erstmal auf ein Bier ein. Ich überbringe ihm auch gleich die Nachricht mit seinen Medikamenten, er hat sie aber bereits von der Ärztin bekommen. Die Kommunikation ohne technische Hilfsmittel ist echt Klasse hier auf dem Weg!

Wolle dachte heute schon er hat das Camino-Schnäppchen schlechthin gemacht: Doppelzimmer für 7 Euro! Bis dann plötzlich zwei weitere Matratzen im Zimmer lagen.

Abends verabreden wir uns noch zum Pilgermenü und dort lerne ich dann Julia und Marika aus Deutschland kennen.

13.9. nach Fromista

Heute läuft es sich gut. Die beiden Mädels von gestern holen mich bald ein und wir checken gemeinsam in die Herberge ein. Glücklicherweise bekommen wir auch noch richtige Stockbetten, da bald darauf die Gänge mit Matratzen vollgestellt sind. Da Marika auch erkältet ist, beschließen wir den Spaniern zu erklären was man so als Deutscher gegen Erkältung macht: heiße Zitrone. Limone calliente, nur das kennen die dummerweise gar nicht, also versuchen wir zu erklären was wir wollen und bekommen das dann auch fast.


Ein Hund, der mir beim Cafe con Leche trinken zuschaut und wohl lieber was zu Essen hätte


Die Kirche in Fromista



Marika und Julia im Stockbett; Ich bei einer Schleuse 

14.9. nach Carrion de los Condes


Hier kann man sich nicht verlaufen

Heute gibt's spanisches Frühstück mit super Cafe. Als Marika kommt sagt sie nur: „Und wo ist das Essen?“ und liefert damit die beste Beschreibung für das reichhaltige, spanische Frühstück bestehend aus 2 Keksen.

Heute laufe ich zusammen mit Marika, und wieder ultra-langsam. Es ist zwar hart sich von alten Opis überholen zu lassen, aber heute macht mich das langsame laufen Glücklich.

In Carrion versuchen wir dann Julia zu finden, sie muss wohl in einer anderen Herberge gelandet sein. Wir treffen andere Deutsche und die helfen uns dann auch gleich weiter. Abends wollen wir noch die Kirche anschauen und landen mitten in der Pilgermesse. Am Ende dürfen alle Pilger in die Sakristei und wir werden vom Pfarrer gesegnet.


Nur noch 463 km bis nach Santiago; Aber bis zu meinem Ziel sind es nur noch 109

 
Die Kirche in Carrion und der heilige St. Jakob aus Stahl

15.9. nach Calzadilla de la Cuezza

Nach zwei Automaten-Kaffees geht's dann los in eines der einsamsten Teile des Weges: 18 km ohne Nix! Kein Baum, keine Bank, keine Bar. Nur Pilger alle par hundert Meter.

Kurz vor Julia und Marika treffe ich in der Herberge mit Pool ein, leider aber zu kalt um ihn zu benützen. In diesem Ort gibt es 51 Einwohner und eine Pilgerherberge mit 100 Betten. Dementsprechend kann man hier auch wirklich nix machen, als in die Bar gehen, die Kirche anschauen und ins Bett liegen.


Die Herberge; Die Kirche; Der Friedhof (mehr gibt's hier auch nicht)

 

 

 

 

 




Drei mal heiße Zitrone zum Selbermachen,bitte!

Zum Abschied genehmigen wir uns noch ein Pilgermenü, da die Mädels morgen nur 10 km gehen wollen und ich noch einen Ort weiter. Anschließend versuchen wir es noch mal mit einer heißen Zitrone, heute wird's leider nur heißes Wasser mit Zitronenduft. Dafür ist es aber auch umsonst.

16.9. nach Sahagun


Kurz nach Sonnenaufgang

Die "französische Armee" ist schon lange auf den Beinen als ich um 6 Uhr aufstehe. Frühstück gibt's heute in der Bar und das ist immer gut. In Sahagun steht eine ganz neue sehr gute Herberge und ich genieße die richtig warme Dusche, was nicht selbstverständlich ist.

Beim Einkaufen bin ich heute überfordert, eigentlich brauche ich Shampoo aber der Laden ist so groß, dass ich nicht weiß welches ich nehmen soll.

 


Der gelbe Pfeil weist einem den Weg; Ruinen in Sahagun


Die Top-Herberge in Sahagun; und ihre Stockbetten aus Holz

17.9. nach El Burgo Raneo

Leicht regnerisch geht's entlang einer Pappel-Allee, und das 18 km am Stück. Da fang ich dann an vor mich hinzusummen. In der Herberge treffe ich zum ersten Mal keine Deutschen. Beim Pilgermenü das imer serienmäßig mit einer Flasche Wein ausgestattet ist, klaut die Kellnerin mir das Messer um den Wein aufzumachen! Anschließend gibt's Ensalada mit grünen Tomaten und Pasta. Aber dank Wein schmeckt dann alles ganz prächtig.


Spar Supermercado in der Kirche; Die Herberge unter altem Dachgestühl

18.9. nach Mansilla de las Mullas

6:30 Aufstehen und ab in die Bar gegenüber zum Frühstücken. Dort trifft man auch all die anderen Pilger wieder. Zu meiner Überraschung geht die 18-km-Allee von gestern nach dem Dorf glatt weiter und das geht dann insgesamt 50 km so! Ist zwar ganz nett, wenn man im Sommer im Schatten laufen kann, aber mindestens die Straßenseite hätten sie mal alle 10 km wechseln können. Aber dabei kommt man so auf allerlei Gedanken, man fängt an zu Singen oder die Bäume auf spanisch hoch und runter zu zählen. In Mansilla warten bereits an die 20 Pilger auf Einlass in die Herberge.

Danach läuft's ab wie immer: Schlafsack aufs Bett schmeißen, Duschen, Klamotten waschen, Essen einkaufen, Essen und Siesta (an die ich mich mittlerweile gewöhnt hab). Als ich danach nach meiner Wäsche schaue, hör ich die Worte: „Ah da iser ja“ und wer steht vor mir: Julia und Marika. Da frag ich nur: Bus oder Taxi? Antwort: Zug! Marika hat starke Knieschmerzen und beschlossen ihren Trip in Leon zu beenden. Um noch rechtzeitig dort anzukommen haben sie dann gestern den Zug genommen und mich somit wieder eingeholt!

Dann laufen wir also morgen zu dritt nach Leon und dann fahr ich mit Marika am Mittwoch mit dem Bus nach Santiago, da mein Flieger ja auch schon am Freitag geht.
Schlafen kann ich heute irgendwie gar nicht, Türen und Fenster sind geschlossen und die Luft total stickig. Um drei mach ich dann das Handy an und hoffe auf baldigen Morgen.

  
Marika mit ihrer "Rad-Union Wangen im Allgäu" - Flasche; Julia bei der Fußpflege

19.9. nach Leon

Kaffee aus dem Automat und um 7 geht's dann mit den Mädels auf die Piste. Heute läuft's ganz gut, Marika hat aber wieder Knieprobleme. Wir schleppen uns nach Leon:

 
Mein Schatten ist auch immer dabei; Ein Wegweiser kurz vor Leon; Der Weg direkt an der Autobahn

Die Herberge der Benediktinerinnen hat getrennte Schlafsäle für Männer und Frauen, öfters mal was Neues! Die 60 Betten im Männerschlafsaal sind auch bald gefüllt und es gibt mal wieder keine Fenster. Ob ich da pennen kann? Irgendwie freu ich mich jetzt auch, dass mein Trip langsam dem Ende zu geht, nach drei Wochen jeden Tag in einer anderen Massenunterkunft reicht es auch mal wieder. Laufen könnte ich jetzt noch weiter, wären da nicht meine neuen Blasen... Meine Schuhe werde ich sofort nach meiner Ankunft bei Ebay versteigern, die mag ich nicht mehr!

Ein netter französischer Pfarrer, den ich schon von Anfang an immer wieder treffe, ist auch hier. Ich versuche ihm, mit meinem nichtvorhandenem französisch, zu erklären das heute hier mein Weg endet und wir verabschieden uns.

Abends gehen wir in die Stadt und schauen uns die Kathedrale an. Die Größe und die vielen bunten Fenster sind echt beeindruckend. Danach besorgen wir uns die Bustickets nach Santiago und gehen Pizza essen. Zur Feier des Tages suchen wir das McDonald auf und gönnen uns ein McFlurry! Anschließend schaffen wir es - durch Leon rennend - gerade noch so die Herberge um 21:30 zu erreichen bevor wieder abgeschlossen wird. Vor dem Schlafen gibt es noch eine Pilgerandacht in der Nonneneigenen Kirche. Zurück in der Herberge ist schon alles Dunkel, und ich schleiche mich ins Bett zu den 60 Kollegen. Einschlafen kann ich nicht, die Luft ist sehr stickig, aber es ist mir egal, ich muss morgen ja nicht laufen! Ein gutes Gefühl!

  

"El Cathedral" in Leon;

Eine spanische Bank in einem von Gaudi entworfenem Gebäude;

Endlich McDonald!

 

20.9. mit dem Bus nach Santiago

Nach minimalistischen Frühstück gehen wir ein letztes Mal zu dritt los, da Julia beschlossen hat noch eine Nacht in Leon zu bleiben. Wir schauen uns noch mal die Kathedrale und das Klaustro (Kreuzgang) mit Museum an und gehen anschließend „richtig“ Frühstücken.

Dann wandern wir langsam Richtung Busbahnhof, davor wollen wir uns aber noch Pizza-Hut gönnen, der macht aber leider erst um 13 Uhr auf. Also bleibt uns nix anderes übrig als wieder das McDonald aufzusuchen und uns ein Menu de Peregrino zu bestellen.

Nach Marikas Verabschiedung von Julia mit leichten Tränen in den Augen sitzen wir dann auch schon im Bus a Santiago. Die fünf-Stunden-Fahrt geht auch recht schnell rum und da sind wir doch tatsächlich in Santiago angekommen, irgendwie ein komisches Gefühl, nachdem man Wochenlang davon spricht. Im Mega-Busbahnhof suchen wir dann nach der Information und der Typ dort hat da auch schon mal was vorbereitet, und gibt uns einen Plan wie wir zu unserer Herberge kommen. Es gibt sogar noch freie Betten dort und wir checken ein. Dann geht's aber gleich weiter in die Stadt, da wir noch die Fahrt morgen für Marika an den Aeroporto organisieren müssen.

Also geht's ungeduscht wieder zum Typ an der Station de Autobuses und er hat wieder was vorbereitet: Diesmal den Busfahrplan vom Airport-Shuttle.

Dann können wir also endlich zum heiligen Jakobus und seiner Kathedrale, vorher müssen wir aber noch 30 Minuten in die Stadt laufen, das geht jetzt aber nur noch mit Flip-Flops, und Marika kommt kaum noch die Treppen hoch. Die Kathedrale ist echt bombastisch. Riesengroß und wirkt etwas gespenstisch, bei dem trüben Wetter. Anschließend finden wir ein Restaurant mit typischem spanischen Essen: Fertig-Paella aus der Tiefkühltruhe. Und da wir die einzigsten Gäste sind bestätigt sich diesmal auch unsere Vermutung: Tiefkühltruhe auf, Fertiggericht in die Mikrowelle bis es „Bing“ macht und dafür zahlt dann der Tourist 11,50 Euro. Ein Schnäppchen! Aber irgendwann muss ich hier ja mal Paella essen.

Danach schleppen wir uns nur schwer wieder zurück zur Herberge und wundern uns das hier keine Party steigt, es müssten jetzt doch alle am Ziel sein! Oder war doch der Weg das Ziel?

Nachdem ich im Bett bin kommt dann doch noch etwas Party-Stimmung auf, da eine gut gebaute spanische Pilgerin nicht mehr in ihr Stockbett kommt! Ihre Freundin versucht sie hochzuziehen, aber das klappt nicht. Erst als zwei Freunde sie nach oben schieben gelingt es ihr ins Bett zu fallen. Gute Nacht!


Marika und ich, glücklich in Santiago; Ein Museum bei der Kathedrale

21.9. in Santiago

Um 8 Uhr wollen wir Frühstücken, aber die einzigste Bar hier draußen hat Urlaub. Es stürmt als wären wir schon am Ende der Welt, obwohl es ja noch drei Laufetappen bis nach Finesterre sind. Also packt Marika ihre Sachen und wir müssen wohl in die Stadt. Da es auch einige Ziegel von den Dächern reißt beschließen wir den Bus zu nehmen, auch wenn wir den Fahrplan nicht verstehen. Nachdem die meisten Leute ausgestiegen sind steigen wir dann auch mal aus, und gegenüber gibt es sogar eine Bar mit Donats zum Frühstück.

Ein letztes Mal bring ich noch mal die Nummer mit der heißen Zitrone und hab mich mittlerweile daran gewöhnt, dass man die Zitrone selber von Hand auspressen darf.

Anschließend gehen wir noch Pilger-Souvenirs shoppen und gehen noch mal in die Kathedrale wo wir uns dann in die Mega-Schlange stellen, um den heiligen Jakob zu umarmen, aber laut Reiseführer ist erst danach die Pilgerreise beendet. Da es hier mehr Security gibt wie in einer Durchschnitts-Disco, geht auch alles recht zügig voran und wir beenden hier also unsere Reise. Marika bringe ich durch den Regen noch Richtung Bushaltestelle bevor ich dann noch die Pilgermesse besuche. Die Kathedrale ist voll, aber im Seitenschiff bekomme ich noch einen Platz.

 


Die mächtige Kathedrale in Santiago de Compostela

Anschließend finde ich zufällig ein Museum für 3d-Visualisierung, wo einige Teile des Jakobswegs mit 3d-Brille betrachtet werden können und man eine virtuelle Fahrt im Rüttelstuhl um die Kathedrale machen kann.

Bis die Pizzeria aufmacht, die ich vorhin gefunden habe, ist noch etwas Zeit und ich gehe in eine Chocolateria und gönne mir eine hausgemachte heiße Schokolade.


Die Hippie-Herberge am Stadtrand von Santiago, und für mich die einzigste, in der ich zwei Nächte geblieben bin; In einem der vielen Pilgershops bekommt man jedes erdenkliche Souvenir.

22.9. Die Heimreise

Ein letztes Frühstück mit Cola&Keksen, und ein letztes Mal die Füße in die Wanderschuhe zwängen, bevor es dann mit dem Autobus zum Flughafen geht. An der Bushaltestelle lerne ich noch eine Pilgerin aus Lettland kennen: Arita Skarnele. Sie hat den gleichen Flug wie ich und ebenfalls langen Aufenthalt in London. Am Flughaben trinken wir noch einen Kaffee und stellen uns dann in die lange Ryanair-Schlange zum einchecken.

Kurz darauf sind wir auch schon in London und holen, nach langer Passkontrolle, etwas zu Essen. Die restlichen 6 Stunden verbringen wir mit Kartenspielen, bevor dann mein Flug nach Friedrichshafen geht. Aber erst noch das Wasser aus der Flasche leeren und den Labello mit dem Rucksack aufgeben, sonst kommt man nicht durch den Sicherheitscheck. Dadurch geht dann die Zeit auch schnell rum und nach dem Sonnenuntergang über England bin ich dann auch gleich in Friedrichshafen.


Zusammen mit Arita in der Warteschlange; Kurz vor dem Abflug

Nach knapp vier Wochen bin ich wieder gut in Deutschland angekommen und sehr froh, dass ich diese Erfahrung machen durfte. Auch wenn ich mein Ziel nicht erreicht habe waren die 450 Kilometer, die ich gelaufen bin doch sehr interessant.

Danke an meine Weggefährten Uwe, Oskar & Cordula aus Schweden, Christine & Marike, Werkschutz Wolle, den dänischen Krankenschwestern, Balthasar, Guru & Frau, Julia & Marika, Arita und allen Anderen!

Mein Pilgerpass:


Zoom

Packliste:

Allgemein:

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Rucksack 40+10 Liter

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leichter Schlafsack

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leichte Isomatte

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Handy+Ladegerät

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Schnur

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verschließbare Gefrierbeutel

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Credencial (=Pilgerpass, oder Vorort besorgen)

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Sonnenbrille

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leichtes Taschenmesser

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0,7 l Plastik Trinkflasche

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Stirnlampe

Kleidung (am besten nur aktiv Sportkleidung):

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2 kurze aktiv Shirts

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langes Trikot, evtl. Fliespulli

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Zipp-Hose

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kurze Hose

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2 par Wandersocken

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2 mal aktiv Unterwäsche, dünn

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dünne Bike-Socken (für Abends, auch in die FlipFlops)

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dünne Handschuhe

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Buff

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Regenhose

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Regenjacke

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leichte FlipFlops

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Wanderschuhe

Kosmetik&Apotheke

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Blasenpflaster (Compeed)

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Erste Hilfe (Pflaster, Desinfektion, Aspirin Complex,...)

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Fußpflege (z.B. Vicks Vaporup für Morgens, kühlende Creme für Abends)

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Lippenstift (mit UV-Schutz)

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Schmerzsalbe (z.B: Kytta gegen Gelenk-, Knochen- und Muskelschmerzen)

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Powerbar als Notration

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Papiertaschentücher

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Rettungsfolie

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Shampoo (Duschen, Kleidung waschen, Geschirr spülen,...)

Autor: Manuel